Die meisten Velofahrer haben es schon mal erlebt; man fährt auf einem Weg, der von Fussgängern und Fahrradfahrern genutzt wird und will eine Gruppe oder eine einzelne Person, welche in der gleichen Richtung unterwegs ist, überholen. Soll man nun klingeln oder nicht.

Als emphatischer Radler möchte man Fussgängern keinen Schreck einjagen, jedoch auch sicher passieren. Das sind die Hauptszenarien:

Der Klingel-Sprung in die Luft

Man klingelt und erschreckt die Person(en) dermassen, dass diese aus schierer Todesangst auf die Seite hechten, gelegentlich gefolgt von verstörenden bösen Blicken und einem „Sorry“ des Radlers, da dies ja nicht böswillig gemeint war.

Der Nicht-Klingel-Herzstillstand

Man klingelt nicht und will langsam an den Fussgängern vorbeifahren. Platz ist genügend da, somit auch keine Not vorhanden, dass jemand den Weg frei machen muss.

Normalerweise kurz vor oder währem dem Überholmanöver vernimmt man ein lautes „huuuuh“. Mal wieder hat man eine Person erschreckt… Umso mehr, wenn der Fussgänger Kopfhörer trägt oder am Telefon ist.

Wenn man als Fussgänger komplett unerwartet ein Gefährt auf sich zurollen sieht, kann man nicht sofort einschätzen schnell es unterwegs ist oder ob das “Corpus delicti” 50kg oder 5 Tonnen schwer ist. Die natürliche Reaktion: ein riesen Schreck!

Beide Szenarien haben schon zu unschönen, dafür umso kreativere Beleidigungen geführt. Da fragt man sich, wie verhält man sich als Fahrradfahrer am besten?

Wir haben nicht die perfekte Lösung, aber doch ein paar Tipps:

Brauche ich eine Klingel?

Obwohl gemäss Gesetz die Klingel nicht mehr obligatorisch ist, empfehlen wir allen Radlern, die ihr Velo in der Stadt oder auf gemischt genutzten Wegen nutzen, eine Glocke zu installieren.

Wann Klingel ich?

Das ist schon etwas schwieriger. Anbei eine kleines 1×1:

Hauptfaktor: Hört mich der Fussgänger?

Wenn der Fahrradfahrer früh genug gehört wird, ist der Schreck kleiner. Ein paar Faktoren die auf deine Hörbarkeit Einfluss haben:

Wegbeschaffenheit: Ein Kiesweg macht mehr Rollgeräusche als eine Teerstrasse.
Ist der Fussgänger abgelenkt, in Gespräche vertieft, am Telefon oder Kopfhörer…?
Laute Umgebung: Baustellen, Wasserfall, Verkehr, Musik, Stadtlärm…
Nicht alle Menschen hören gleich gut, im Alter nimmt das Gehörleistung ab und die häufig höheren Frequenzen einer Klingel sind für viele nicht mehr hörbar. Auch der etwas schrille Klang der meisten Klingeln helfen also nicht.

Wenn man sicher ist, dass man gehört wird und genug Platz für das Überholmanöver vorhanden ist, klingelt man nicht. Ansonsten sollte man auf sich aufmerksam machen.

Wer hat Vortritt?

In den meisten Fällen hat der Radfahrer dem Fussgänger den Vortritt zu gewähren. In diesen Fällen ist es am Velofahrer, dem Fussgänger über seine Präsenz zu informieren.

Wenn ein Fussgänger auf dem Velostreifen oder Veloweg unterwegs ist, kann die Klingel ähnlich genutzt werden wie die Hupe eines Autos. Zum Aufmerksam machen auf eine Fehlhandlung.

Ist Platz vorhanden?

Wenn neben den zu überholenden Personen genug Platz ist (mindestens 2 Meter) und man sich auf einer viel genutzten Strasse/Weg befindet, ist ein Klingeln nicht nötig.

Wenn du wenig Platz hast oder dich auf einer wenig befahrenen Strecke befindest, empfehlen wir zu Klingeln.

Fazit

In kritischen Fällen empfehlen wir ein frühzeitiges Klingeln und ein weiteres Mal etwas Näher (ca. 4 Sekunden vor Überholmanöver). Wenn man noch nicht gehört wurde, am besten auf Schritttempo abbremsen und mittels einem bestimmten, aber natürlich freundlichen „Exgüse“ auf sich aufmerksam machen.

Eine Klingel gehört unserer Meinung nach auf die meisten Fahrräder.

Mittlerweile gibt es eine grosse Auswahl an Klingeln, welche das Fahrrad nicht nur funktioneller, sondern auch elegentar machen.

Um den Erschreckungsfaktor etwas zu vermindern empfehlen wir eine Klingel aus Messing wie die Messingklingel von Velo Orange oder die polierten Versionen der Crane E-NE Glocken. Der klare Klang ist etwas sanfter und somit weniger schreckhaft.