Um es vorweg zu sagen: Rund 90% unserer Verkäufe sind Multispeeds, was toll ist, denn sie bringen uns mehr Umsatz. Dennoch möchten wir hier eine Lanze für das Singlespeed brechen.

Wir werden von unseren Kunden oft gefragt, warum zum Kuckuck man ein Singlespeed oder Fixie kaufen sollte. Dann glänzen unsere Augen, holen dabei tief Luft und starten unseren Monolog zu den Vorzügen eines guten (!) Eingängers. 🙂

Zur Erinnerung: Fixie ≠ Singlespeed

Ich weiss, dass ihr den Unterschied zwischen einem Fixie (Fixed Gear) and Singlespeed kennt, aber dennoch: Ein Singlespeed hat einen Freilauf und Bremsen und ein Fixed Gear hat einen Starrlauf (wie beim Polobike kannst du rückwärtsfahren). In diesem Beitrag gehen wir nur auf das Singlespeed ein.

Das Singlespeed und das Hipsterli Theater

Das arme Ding musste in den letzten Jahren viel Häme ertragen. Das Singlespeed wird noch immer mit der (falschen) Seite der Hipster Subkultur in Verbindung gebracht. Ihr wisst schon… mit dem Schnauztragenden, urbanen Mittezwanziger in der überteuerten Grossvaterbrille, Strickmütze und extravaganten Röhrenjeans.

Aber wie bei jeder Subkultur sind natürlich auch unter ihnen viele Mitläufer anzutreffen, die einfach vorgeben wollen, gegen etwas zu sein und dem Hipster-Trend blind folgen. Und da begann der Image-Untergang des Eingängers. Schade!

Mehr als ein Velo ohne Gänge

Erst einmal: ja, viele Singlespeeds sind einfach nur Schrott. Sozusagen das Pendant eines Primark T-Shirts. Es sieht am Anfang geil aus, aber nach ein paar Mal tragen… Das hat nichts mit Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Protest zu tun. Das ist weggeworfenes Geld und eine riesen Verschwendung von Rohstoffen! Was ein gutes Singlespeed ausmacht werden wir euch in einem zukünftigen Beitrag näherbringen.

Ein gutes (!) Singlespeed fährt sich nicht einfach wie ein Velo ohne Gänge. Es ist eine andere Spezies. Beim Eingänger entsteht ein einzigartiger, wunderschöner Flow. Du passt dich dem Fahrrad an und wirst Eins mit ihm und der Strasse. Du hast keine Gänge die du je nach Gegebenheit anpassen kannst. Klingt erstmal negativ… aber lass mich ausreden!

Mit einem Singlespeed lernst du das Velofahren neu (schätzen)

Du wirst automatisch lernen, wie du den einen Gang am effizientesten nutzt und dabei eine optimale Trittfrequenz entwickeln. Und plötzlich wirst unbewusst und mühelos alle Velofahrer hinter dir lassen. Wer schon einmal ein wertiges Singlespeed gefahren ist, kennt das Gefühl: Alles geht so einfach… so mühelos und leicht.

Du wirst mit einem Singlespeed lernen auf dein Fahrrad zu «hören». Ein guter (!) Eingänger fährt sich fast geräuschlos. Es sei denn, dass deine Kette nach Öl lechzt oder das Pedal knackt oder sonst was nicht ok ist. Oder wie es die FAZ schön ausdrückt: «Dem Fahrer teilt sich der Charakter des Fahrrads ungleich deutlicher mit, als wenn sich die Übersetzung anpassen lässt»

Und wenn (wie bei gefühlt 90% der Alltagsfahrer) zu wenig Luft im Reifen ist, dann wirst das als Singlespeed Fahrer sehr schnell merken und beheben wollen! Gut so!

Beim Mehrgänger ist das nicht der Fall. Falls das Rad plötzlich träger wird, schaltet man halt einen Gang runter… wird schon alles gut sein! Und wenn die Kette knarrt… naja, die Gangschaltung ist womöglich ein bisschen verstellt, wird schon nicht so schlimm sein. Platten und teure Reparaturen sind vorprogrammiert. Das trübt den Fahrspass.

Und klar, die günstigere Anschaffung und Unterhalt, das tiefe Gewicht und die schlichte Optik sprechen ebenfalls für den Eingänger. Dennoch: aus meiner Sicht ist der Fahrspass durch den entstehenden Flow das beste Argument für ein Singlespeed.

Argumente gegen das Singlespeed

Und natürlich gibt’s viele Argumente gegen das Singlespeed/Fixie. Die Kritik an vielen, vor allem günstigen Singlespeeds, sind mehr als berechtigt. Darüber hinaus ist der Eingänger für die meisten Alltagsfahrer völlig unbrauchbar. Ein Multispeed ist vielseitiger, hat meist einen höheren Fahrkomfort und für Gebiete mit vielen Steigungen ist eine Singlespeed nur bedingt zu.

Das Singlspeed wird erwachsen

Wir sind froh, dass der Fixie Trend zu Ende geht. Das schafft Platz für gute, langlebige, no-bullshit Singlespeeds, die einen festen Platz im Fahrradsortiment verdient haben. Deshalb: Das Singlespeed ist tot – es lebe das Singlespeed!